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05.04.2024 FUEL & GAS LOGISTICS

Ausstieg aus dem „Verbrenner-Aus“?

Die EU befindet sich bereits im Wahlkampfmodus und da werden politische Pflöcke eingeschlagen sowie bestehende Regelungen hinterfragt. Eine davon ist der CO2-Flottenmechanismus – häufig etwas vereinfacht als „Verbrenner-Aus“ bezeichnet. Denn danach dürfen neuzugelassene Pkw ab dem Jahr 2035 in der EU keine CO2-Emissionen mehr ausstoßen. Das kann mit einem klassischen Verbrennungsmotor nicht erreicht werden.

Nun hat die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, angekündigt, die CO2-Flottenregulierung 2026 einer Überprüfung zu unterziehen. Das sei mit Blick auf Technologieoffenheit und Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher sehr wichtig. Ein Ausstieg aus dem „Verbrenner-Aus“ ist das allerdings noch lange nicht. Die Überprüfung war von Anfang an für 2026 vorgesehen.

Die Frage ist vielmehr, was Gegenstand der Überprüfung sein wird und ob die wissenschaftlich-technischen Grundlagen des bisherigen EU-Beschlusses noch den neuen Erkenntnissen standhalten.

Kernpunkt der Kritik an der bisherigen EU-Regulierung ist der sogenannte Tailpipe-Ansatz – also die Beurteilung der CO2-Emissionen ausschließlich am Auspuff (Tailpipe) des Fahrzeuges. Werden aber alle Emissionen über den gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung bis zum Recycling – eines E-Autos betrachtet, schneidet der Stromer nicht wesentlich besser ab als ein mit Diesel oder Ottokraftstoff betriebener Verbrenner, wie aus zahlreichen Studien hervorgeht.

Wird der Verbrennungsmotor noch mit bio- oder strombasierten CO2-neutralen Kraftstoffen (zum Beispiel HVO oder eFuels) betrieben, verschiebt sich die CO2-Bilanz noch weiter zu Lasten des Batterieantriebes.

Um das in die CO2-Flottenregulierung einzubeziehen, müssten die regenerativen Kraftstoffe auf die CO2-Minderung angerechnet werden. Das ergibt insofern Sinn, da die alternativen Fuels im Prinzip nicht mehr CO2 bei der Verbrennung ausstoßen als vorher bei ihrer Herstellung gebunden wurde. Es wird also kaum zusätzliches CO2 in die Atmosphäre eingetragen – daher „CO2-neutral“.

Auf Betreiben des deutschen Bundesverkehrsministers hat Brüssel eine Regelung für ausschließlich mit E-Fuels betankbare neue Verbrenner-Fahrzeuge bereits zugesagt. Umgesetzt wurde sie aber noch nicht. Ebenso hat die EU-Kommission bereits 2021 einen Vorschlag vorgelegt, die Besteuerung von Kraftstoffen zukünftig an deren CO2-Emission zu orientieren.

Beides würde nicht nur Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor eine Perspektive geben. Vor allem der Fahrzeugbestand könnte mit erneuerbaren Kraftstoffen sofort enorme Mengen an CO2-Emissionen einsparen.

Die einseitige Fokussierung der bisherigen EU-Regularien vor allem auf batteriebetriebene Fahrzeuge verschenkt diese Möglichkeit – und verhindert eine schnellere Erfüllung der Klimaschutzziele im Verkehr.

Das gilt für Pkw ebenso wie für Lkw und schwere Nutzfahrzeuge, für die bis 2040 eine CO2-Reduzierung für Neufahrzeuge um 90 Prozent erreicht werden soll.

Die Aufgabe der Politik

Letztlich geht es bei der Diskussion zum „Verbrenner-Aus“ um die Frage, welche Rolle die Politik übernehmen sollte. Die Erfahrungen zeigen: Einen Markt kann man nicht erzwingen, indem man einfach die Technologien verbietet, die politisch und ideologisch nicht gewollt sind und mit Steuermilliarden alles auf die Stromkarte setzt.

Ein Markt entwickelt sich immer aus Angebot und Nachfrage. Wenn neue Produkte besser sind als ihre Vorgänger und einen praktischen Mehrwert den Verbraucher bieten, werden sie gekauft, selbst wenn sie deutlich teurer sind.

Das beste Beispiel dafür ist der Siegeszug des Smartphones. Wer wäre auf die Idee gekommen, das klassische Telefon zu verbieten? Es steht noch heute auf den meisten Schreibtischen, wenn auch in weiterentwickelter Form. Und wenn das neuste Smartphone-Modell rauskommt, stehen die Leute Schlange, statt sich über den Preis zu beschweren.

Das würden sich die Autohersteller wünschen. Sicher ist es ein Unterschied, ob man 1.500 oder 50.000 Euro ausgibt. Das Prinzip aber bleibt das gleiche.

Aufgabe der Politik sollte es also sein, einen entsprechenden Rahmen zu setzen, in dem sich neue Technologien entwickeln können, nicht aber heute schon im Detail einzuschränken, mit welchen Antrieben die zukünftigen CO2-Ziele zu erreichen sind.

Keiner kann im Vorfeld wissen, welche Innovationen sich am Ende durchsetzen und es wird über einen langen Zeitraum einen breiten Mix an Antrieben geben. Diesen Mix technologieoffen CO2-ärmer zu gestalten, ist das eigentliche Ziel derer, die das sogenannte „Verbrennerverbot“ ablehnen.

Sie fordern: Jeder Kunde sollte selbst entscheiden, was für ein Fahrzeug er bevorzugt und wie er am besten Emissionen spart.

er bevorzugt und wie er am besten Emissionen spart.

Adobe Stock / raz234
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